Märchenpädagogik

in der Sterbe- und Trauerbegleitung

Neben der (Familien-) Trauerbegleitung verbinden sich hier gleich zwei weitere thematische Schwerpunkte: Märchen und Pädagogik.

In der Märchenpädagogik werden diese beiden miteinander verbunden. Wer sich schon einmal mit Märchen näher beschäftigt hat, der weiß, wie viel mehr diese Literaturform hergibt als eine pure, sachliche und definierte Begriffsbeschreibung… Es wird geliebt und gelitten, gekämpft und erobert, verzaubert und gehext.

Die Helden sind verwunschene Frösche, Dummlinge, Prinzessinnen oder gar kleine Kinder – und in der Regel kommt es zum „Happy End“. Eigentlich schon ausreichend, weswegen man sich vorstellen könnte, dass Märchen sich (auch heute noch) so großer Beliebtheit bei nahezu jeder Zielgruppe erfreuen. Aber da gibt es auch die großen Herausforderungen, ohne die dieses Genre nicht auskommen würde – und das oftmals sogar auf recht grausame Art. Schließlich werden Fersen abgeschlagen, Augen ausgepickt, man bekommt glühende Pantoffeln angezogen oder wird in dunkle Kammern eingeschlossen – stellen diese Beispiele ja nur einen minimalen Auszug aus der Grimm´schen Sammlung dar! Das Märchen beinhaltet jedoch unterm Strich eine ganz einfache, banale Moral: Das Gute gewinnt, das Schlechte verliert! Was für ein schöner, beruhigender Konsens.

Man darf sich auch oder gerade deshalb fragen, was ein Märchen ohne Bösewicht wäre oder – etwas weiter gefasst – das Kasperletheater ohne Krokodil und – was ältere Kinder betrifft – Harry Potter ohne Lord Voldemort…?! Die pure Langeweile! Denn Märchen, die etwas taugen, erzählen keine Lügengeschichten, sie faseln uns nicht das Blaue vom Himmel herunter, sondern vermitteln eine handfeste Botschaft, die ganz individuell mit unserem eigenen Alltag und häufig sogar unserer Biografie zu tun hat.

So wählte ich diesen Begriff der Märchenpädagogik ganz bewusst, als ich ihn als erste Erzählerin und Pädagogin im Jahr 2007 in Kombination erstmalig und auch nachhaltig prägte. Es erfordert nicht nur die Begabung diese Literatur erzählerisch und kreativ in die Tat umzusetzen, sondern – und hier liegt der Knackpunkt – ein breit angelegtes und fundiertes Hintergrundwissen in BEIDEN Bereichen zu haben und das mit den kreativen Möglichkeiten und Methoden bewusst und begründet verknüpfen zu können. Also: Nur weil man Kindern ein Märchen in der Kita oder in der Schule erzählt, ist das noch keine Märchenpädagogik. Das wäre Erzählen eines Märchens im pädagogischen Bereich. Darin liegt ein Unterschied.

Das pädagogische (und auch erlernte) Denken und Handeln dabei ist, Fachwissen und theoretische Inhalte in die Dynamik des Kontextes mit aufzunehmen. Dies verlangt ein hohes Maß an Flexibilität, Kreativität und Spontanität, um sich in ständig neue und andersartige Situationen bei Trauernden hineinzuversetzen.

Die professionelle Märchenpädagogik (allgemein und im Trauerkontext) ist in der Lage, Praxis und Theorie optimal miteinander in Einklang zu bringen. Sie nimmt beide Komponenten gleichwertig wahr und verknüpft sie durch ihr aufmerksames Beobachten. Das Selbstbild, die Sicht auf Andere und die Umwelt wirkt sich entscheidend auf die Handlungskompetenz innerhalb der Märchenpädagogik aus. Empathie, Feinfühligkeit und sensitive Responsivität, eine ressourcenorientierte Perspektive, Offenheit für und Wertschätzung von Diversität sowie biographische Kompetenz sind es, welche man in der kombinierten Arbeit von Erzählkunst, (Märchen-) Pädagogik und Familientrauerbegleitung finden darf und sollte.

Die Seminare zu dieser kombinierten Thematik erfreuen sich großer Beliebtheit und werden auch weiterhin über ZwischenGeZeiten oder andere Veranstalter angeboten.